Gender equality: “Es geht darum, eigene Entscheidungen zu treffen”

Geschlechtergleichheit und Frauenrechte – für einen zweistündigen Workshop im Rahmen der Konferenz „Dialogue me to Network“ waren das große Themen. Es erscheint fast unmöglich, Lösungsansätze für lange bestehende gesellschaftliche Probleme arabischer Staaten, wie die Beschneidung von Frauen oder Zwangsverheiratung, zu finden. Doch aus Best-Practice-Beispielen können Organisationen wichtige Erkenntnisse für ihre zukünftige Arbeit ziehen.

Auf dem Workshop zu Geschlechtergleichheit diskutierten die Teilnehmer egagiert über sensible und komplexe Themen. Foto: (c) Chadha

Auf dem Workshop zu Geschlechtergleichheit diskutierten die Teilnehmer egagiert. Foto: (c) Chadha

Im Fokus des Workshops standen die Rechte von Frauen: „Es geht darum, eigene Entscheidungen zu treffen”, sagte Yara Elshennawy aus Ägypten. “Frauen sollen selbst entscheiden über ihren Körper und wie sie sich kleiden(…)“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiteten Probleme in der Durchsetzung von Geschlechtergleichheit und Frauenrechten in arabischen Ländern heraus.

1 – Bildung und öffentliches Bewusstsein

Das nahezu größte Problem bei der Etablierung von Frauenrechten ist der Bildungsstand innerhalb einer Gesellschaft, begleitet durch fehlendes öffentliches Bewusstsein. Die Einstellung der Menschen in vielen arabischen Ländern müsse sich grundlegend wandeln, damit Gleichheit zwischen Männern und Frauen überhaupt hergestellt werden könne, stimmten die Teilnehmenden überein. Somit ist die Stärkung des Bildungsniveaus zeitgleich ein wichtiger Lösungsansatz für Organisationen, um sich global für Frauenrechte stark zu machen.

2 – Gesetzliche Rahmenbedingungen

Es gibt Gesetze in arabischen Ländern, die Frauen vor sexuellen Übergriffen und Gewalt schützen sollen. Auch in Ägypten. Trotzdem wurde das Land 2013 von der Thomas-Reuter-Stiftung als schlimmstes arabisches Land für Frauen eingestuft. Problematisch ist die Durchsetzung der Gesetze in der Realität, denn althergebrachte Traditionen stehen in vielen arabischen Ländern der Gesetzeslage entgegen. Vor Gericht, so die Workshop-Teilnehmenden, werde dabei häufig die Aussöhnung der Parteien angestrebt, anstelle einer Verurteilung des Täters. Eindeutige und lückenlose Gesetzestexte und deren strikte Durchsetzung sind obligatorisch, um Schutz und Sicherheit für Frauen zu garantieren.

3 – Marginalisierung

Marginalisierung bei Frauen umschreibt ein weltweites Problem: Sie bleiben unterrepräsentiert in Politik, Institutionen und auch in Führungspositionen im Beruf. Männer überwiegen als Entscheidungsträger. In diesem Zusammenhang müssen Fähigkeiten und Kompetenzen bei Frauen stärker ausgebildet und mehr Teilhabe-Möglichkeiten eingeräumt werden.

Best-Practices: Kunst und die Bekämpfung von Stereotypen

Im Rahmen des Workshops gab es einen angeregten Austausch über Best-Practices in den Bereichen Geschlechtergleichheit und Frauenrechte – dazu zwei Beispiele:

Workshop-Leiterin Nour Nedal ist Lehrerin und engagiert sich seit mittlerweile vier Jahren als Freiwillige für Torraha in Alexandria, Ägypten. Im Arabischen bedeutet Torraha Fischernetz. Die Intitiative wurde 2013 gegründet. Sie soll den sozialen Dialog der Menschen und die Partizipation lokaler Gemeinden stärken. Auch der interkulturelle Austausch mit anderen Ländern ist Ziel der Initiative. Nedal ist im Bereich der schönen Künste beschäftigt, denn Torraha nutzt künstlerische Werkzeuge, um den Menschen Themen wie Frauenrechte und Geschlechtergleichheit näher zu bringen. „Das ist Teil unserer Arbeit. Und das, wofür ich mich einsetze“, sagt Nedal. Die Organisation engagiert Künstler, um Theaterstücke in Städten und ländlichen Regionen aufzuführen. Gerade auf dem Land ist der Zugang sehr schwierig, viele Menschen haben einen sehr niedrigen Bildungsgrad. Dabei bietet das Theater aber eine gute Möglichkeit, den Menschen etwas beizubringen, ohne sie dadurch herabzusetzen. Die Zuschauer würden merken, sobald auf der Bühne „etwas Gefährliches passiert“, berichtet Nedal.  „Wenn die Menschen eine solche Situation von außen betrachten, fühlen sie, dass wir zusammengehören und alle das Gleiche wollen. So gewinnen wir sie für uns und sie fangen an, zu reflektieren“, erzählt sie. Nach den Vorführungen zeigen viele Menschen Interesse und stellen Fragen.

Ein weiteres Beispiel ist ein Projekt der Organisation PCPA der Teilnehmerin Ahlem Bou Serwel, dass sich der Überarbeitung von Schulbüchern widmet. Text und Bilder werden abgeändert, um zu verhindern, dass Stereotype von klein auf an Kinder weitergegeben werden. Dazu gehört zum Beispiel das klassische Rollenbild der Mutter, die als Hausfrau in der Küche steht und von der Tochter unterstützt wird, während Vater und Sohn zusammen draußen arbeiten oder spielen.

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