Institut für Menschenrechte: „Es ist eine neue Situation in Tunesien“

Ein Projektbesuch im Rahmen von „Dialogue me to Network“ führte einen Teil der Konferenzteilnehmer in das Arabische Institut für Menschenrechte in Tunis. Die nichtstaatliche Organisation ist in den Räumlichkeiten „Dar Essaida“ untergebracht – mitten in der Nachbarschaft von Essaida, einem sozialschwächeren Stadtteil von Tunis. Hier findet Projektarbeit mit Kindern und Jugendlichen statt.

„Menschenrechte sollen in unmittelbarer Nähe derjenigen sein, die sie brauchen“, erklärt Lamia Grar, die Leiterin des Instituts. Essaida ist darüber hinaus auch eine in Tunesien berühmte Namensgeberin – „Aicha Manoubia“, „Leila“ oder auch „Essaida“ lebte Ende des 12. bis Anfang des 13. Jahrhunderts und war bekannt für den von ihr gelebten Sufismus und Wohltätigkeit, heißt es in der Selbstbeschreibung des Instituts. Essaida setzte sich für ihr Recht auf Bildung ein in Zeiten, wo Frauen dieser Zugang üblicherweise verwehrt blieb.

Steckbrief: Institut für Menschenrechte in Tunis

  • Seit 1989 fester Sitz in Tunesien
  • Gegründet von: Union arabischer Rechtsanwälte, Arabische Organisation für Menschenrechte, Tunesische Liga für Menschenrechte in Kooperation mit der UNESCO
  • 2010: Umzug in Räumlichkeiten „Dar Essaida“, ein ehemaliges Hotel/ Herberge (arab.: fondouk), dass zu diesem Zweck umgebaut wurde.
  • Art der Organisation: nichtstaatlich, NGO
  • Ziele: Förderung der Menschenrechte in der gesamten arabischen Welt
  • Filialen: Tunesien, Libanon, Ägypten und Marokko
  • 20 feste Mitarbeiter
  • Finanzierung durch „project funding“ und internationale Geber
  • Herausgabe der Arabischen Fachzeitschrift für Menschenrechte

Seit der Revolution 2011 kann das Institut für Menschenrechte freier arbeiten und hat an Bedeutung gewonnen. „Es ist eine neue Situation in Tunesien“, sagt Lamia Grar. Heute könnten sie neue Methoden entwickeln, um Menschenrechte gerade den Menschen näher zu bringen, denen sie bislang vorenthalten wurden.

Arbeit und Austausch mit Kindern und Jugendlichen

In der Jugendarbeit setzt das Arabische Institut für Menschenrechte auf eine spielerische Herangehensweise an die Menschenrechte. Kinder und Jugendliche finden zum Teil über Austauschprogramme ihren Weg in die Räume von „Dar Essaid“. So nahm zurzeit des Projektbesuchs eine Gruppe holländischer Jugendlicher aus einer kooperativen Organisation an einem Training teil.

Den Kindern und Jugendlichen solle dabei nichts aufgezwungen werden, so Grar. Es gebe Clubs für Theater und Kunst (z.B. Malerei). Thematisiert würden dabei Themen, wie gesellschaftliche Teilhabe und Gleichberechtigung. Die Empfindungen der jungen Menschen würden über die künstlerische Herangehensweise erst herausgearbeitet. Unter diesem Aspekt fallen zahlreiche gemalte Bilder auf, die gerahmt an den hellen Wänden der Institutsräume hängen. Auch zum Thema Umweltschutz wurde ein Projekt mit Kindern innerhalb einer Bürgerinitiative umgesetzt, die sich für den Erhalt und die Aufarbeitung eines sogenannten „Salzsees“ in der Umgebung von „Dar Essaid“ einsetzte.

„Es geht bei dieser Arbeit darum, den Kindern Selbstwertgefühl zu vermitteln“, erklärt Grar. Viele junge Menschen in der Region gingen früh von der Schule ab. Eine Entwicklung der das das Institut entgegenwirken wolle.

Über die Arbeit mit Jugendlichen und Kindern hinaus engagiert sich das Arabische Institut für Menschenrechte weiter für gesellschaftlichen Wandel in Tunesien. „Mit der tunesischen Gewerkschaft und dem Bildungsministerium arbeiten wir an einer Reform des Schulsystems“, so Grar. „Wir versuchen Veränderungen bei Behörden mit zu bewirken.“

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